Vorwort

Noch heute ist es uneingeschränkt möglich, antike niederländische Fliesen aus der Zeit des Barock, des Rokoko und des Biedermeier im Handel zu erwerben. Die Relikte vergangener Wohnkultur wurden damals von privatwirtschaftlich geführten Unternehmen in großen Mengen produziert und gelten heute als kulturelles Erbe der Niederlande. Teilen der Bevölkerung war es seinerzeit ohne staatlichen Einfluss möglich, Bereiche ihrer Wohngebäude mit Fliesen auszustatten. Durch einen Vertrieb über Landesgrenzen hinweg, wurden sie in ganz Europa bekannt und nachgefragt.

Die in den absolutistisch regierten deutschen Kleinstaaten gegründeten Fayence-Manufakturen waren zunächst unmittelbar den jeweiligen Landesherren unterstellt. Die dort hergestellten Fliesen dienten ausschließlich zur Ausstattung ihrer Residenzen. In den meisten Betrieben, die neben Fayence-Geschirr auch Fliesen produzierten, war deren Anzahl begrenzt und galt als Nebenprodukt. Eine weitere Verwendung und Verbreitung deutscher Fliesen über Adel und Großbürgertum hinaus, fand in der Regel nicht statt. Im Gegensatz zu den niederländischen Fliesen (Tegels), die heute noch vielfach in Umlauf sind, ist die Gelegenheit deutsche Fliesen aus jener Zeit zu erwerben eher selten. Daher wird der Aufbau einer privaten Sammlung zum langjährigen Unterfangen, das viel Aufmerksamkeit und Geduld erfordert.

Deutsche Fayence-Wandfliesen 17. – 19. Jahrhundert